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Tradition und Geschichte des Kräutergartens

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Tradition und Geschichte des Kräutergartens

Die Tradition der Kulinarik ist seit jeher mit dem Anbau von Kräutern verbunden. Als Heilmittel oder zur Würzung von Getränken und Speisen ist der Gebrauch von Kräutern älter als die Sesshaftigkeit des Menschen.

Wie weit die Verwendung von Heilpflanzen in die Geschichte des menschlichen Stammbaums zurückreicht, zeigt der Umstand, dass selbst Primaten Kräuter und Pflanzen benutzen, um sich zu heilen. 1987 entdeckte der Forscher Michael Huffman im Dschungel von Tansania, dass Schimpansen bei Magen-Darm-Erkrankungen eine besondere Pflanze namens „Vernonia amygdalin“, auch bekannt als Mjonso-Strauch, zu sich nehmen. Und tatsächlich: Der Mjonso- Strauch enthält mehrere medizinisch aktive Wirkstoffe, die den Tieren Linderung verschaffen.

Gut dokumentiert sind uns heute vor allem die Klostergärten des Mittelalters. Mönche und Nonnen sammelten Werke antiker Autoren über Pflanzen- und Heilmittelkunde, vervielfältigten diese und bauten so einen großen Schatz an Wissen auf. Sie verfassten eigene Abhandlungen, und zwischen den Klöstern entstand ein reger Austausch von Büchern, Pflanzen, Präparaten und Samen. Schriften von Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen oder Theophrastus Bombast von Hohenheim (Paracelsus) zeugen neben vielen anderen Überlieferungen von der reichen Tradition der Kräuterheilkunde.

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Codex Culinaria 1475

Edmund Pelikans »Codex Culinaria 1475«
mit freundlicher Unterstützung des Ernährungsforums Schloss Hohenstein

Ein Teilbereich der Kräuter macht die Welt der Gewürze aus. Wie in Malgorzata Kepa, Edmund Pelikans »Codex Culinaria 1475« beschrieben, wurden Gewürze im Mittelalter – genauso wie Kräuter – als Heilmittel, als Geschmacksgeber in der Küche, aber auch als kostbare Geschenke verwendet.

Leseprobe: Codex Culinaria 1475 »Gewürze, Kräuter und Tafelgeschirr« (PDF, 7 Seiten) 

Gewürze wie Zimt, Nelken oder Safran stellten ein luxuriöses Importgut dar, das um das Jahr 1500 nur reichen und adeligen Familien vorbehalten waren. Das einfache Volk hingegen griff auf heimische Würzkräuter wie Bohnenkraut, Kerbel oder Liebstöckel zurück.

 

Codex Culinaria

 

Bewahren und Fördern

Heute gilt es mehr denn je, dem Wissen um die heimischen Würz- und Heilkräuter wieder neues Leben einzuhauchen. Denn heute wie damals sind diese Pflanzen Helfer der Natur, die, mit dem nötigen Wissen, jedem interessierten Menschen zur Verfügung stehen können. Das Ernährungsforum Schloss Hohenstein begreift die Kräuterkunde als intellektuelle Kulturleistung, die neben den Angeboten wie dem Kräutergarten oder Kräuterführungen im Schloss auch in Deggendorf und anderen Standorten ortsunabhängig und zielgruppenübergreifend vermittelt werden kann.